1. Impressionismus

1.1. Die Ballettklasse, 1873-1876

EDGAR DEGAS (1834-1917)

Mädchen in Ballettkleidern in einem Saal, in der Mitte ist ein alter Mann, der Lehrer, in einem Anzug und Gehstock.

Degas schrieb einmal: "Sie nennen mich den Maler der Tänzer." Tatsächlich mehr als die Hälfte seiner Ölbilder und Kreidezeichnungen jugendliche Tänzer des Corps de Ballett der Pariser Opéra - auf der Bühne, noch häufiger bei den Proben oder hinter den Kulissen. Seit den 1870er-Jahren zeichnetet und malte er sie obsessiv. Die Ballettklasse ist intim und zwanglos und zugleich unpersönlich. "Für
mich", so Degas, "sind die Tänzer der Vorwand, um schöne Stoffe und Bewegung wiederzugeben." In der frappierenden, dezentralen Komposition scharen sich die Ballerinas und ihre Mütter um den Lehrer Jules Perrot (1810-1892). Die asymmetrisch Gestaltung, der ungewohnte Blickwinkel und die angeschnittenen Figuren verraten den Einfluss der Schnappschussfotografien und der japanischen Ukiyo-e-Drucke, die Degas sammelte. Die zusammenlaufenden Parkettdielen lenken das Auge nach oben und innen und erzeugen ein dramatisches Raumgefühl. Trotz der Spontaneität eines erhaschten Moments, ist das Bild sorgfältig konstruiert, und Degas veränderte es erheblich, während er daran arbeitete.







BLICKPUNKTE

Auschnitt des Gemäldes, welches ein Mädchen zeigt, dass an ihrem Ohring spielt, und ein Mädchen, dass sich den Rücken kratzt.1 Zwanglose Details

Eine der jungen Tänzerinnen spielt an ihrem Ohrring. Ihr Gesicht ist halb verdeckt von der gekrümmten Schulter des Mädchens am Klavier, das sich am Rücken kratzt. Diese zwanglosen Details fügen eine Prise Humor sowie ein Gefühlt von dokumentarischem Realismus hinzu.






Ausschnitt des Gemäldes, welches einen Marmor-Wandpfeiler zeigt.2 Wandpfeiler

Degas kopierte diese Marmorpfeiler von einem anderen Gemälde. Er zeichnete oft an der Opéra bis sie 1873 abbrannte. Statt in der neuen Oper zu malen, basierten seine Szenerien auf den alten Zeichnungen. Seine Arbeiten waren Erfindungen, keine Beobachtungen vor Ort.










Ausschnitt des Gemäldes, das den Tanzlehrer Jules Perrot zeigt.3 Jules Perrot

Das Bild von Mosnieur Perrot basiert auf einer Zeichnung, die Degas 1875 von dem Choreografen machte. Perrot war einer der begabtesten Tänzer seiner Zeit und ein gefeierter Choreograf. Er hatte sich zehn Jahre bevor Degas mit dem Gemälde begann, vom Unterricht zurüchgezogen, das Bild erscheint teils als Hommage. Röntgenstrahlen offenbarten, dass Degas erst einen unbekannten Leher in Rückansicht plante.















Ein Ausschnitt des Gemäldes, das eine Tänzerin von hinten zeigt.4 Fokuswechsel

Erst war die Tänzerin im Vordergrund die zentrale Figur, sie schaute nach außen. Doch Degas änderte ihre Blickrichtung nach innen und setzt somit den neuen Fokus auf den Tanzlehrer. Die roten Details gehören zu einer Serie von roten Akzenten, die das Bild durchziehen und das Raumgefühl verstärken.