Woher beziehen wir eigentlich unsere Informationen und wie hat sich das im Laufe der Zeit verändert? Früher spielten vor allem klassische Massenmedien wie Fernsehen, Radio und Zeitungen eine zentrale Rolle. Heute sind es immer häufiger Online-Angebote und soziale Netzwerke, über die Menschen Nachrichten erhalten.
💡 Sie haben in den letzten beiden Kapiteln viel über klassische Massenmedien und deren Rolle in der Demokratie erfahren. Doch wir erhalten Informationen auf verschiedensten Wegen.
Wo und wie haben Sie sich in der letzten Woche über aktuelle Themen informiert?
Wo und wie erreichen Sie Nachrichten?
Notieren Sie alle Nachrichtenquellen, die Ihnen in fünf Minuten einfallen und markieren Sie die drei wichtigsten.
In den letzten Jahren hat sich das Informationsverhalten der Menschen in Deutschland tiefgreifend verändert: Das Internet ist für viele zur zentralen Informationsquelle geworden – insbesondere für jüngere Menschen. Dabei zeigt sich, dass besonders soziale Netzwerke (Instagram, YouTube, TikTok) eine zentrale Rolle für junge Nutzende spielen. In der JIM-Studie ist nachvollziehbar, wie sich Jugendliche über das aktuelle Weltgeschehen informieren.
Ich erfahre über das aktuelle Weltgeschehen durch ... (täglich/mehrmals pro Woche)
Quelle: JIM-Studie 2024, Angaben in Prozent, Basis: alle Befragten, n=1.200 Alle Daten und Fakten wurden der aktuellen JIM-Studie 2024 entnommen.
Informationen auf sozialen Netzwerken erreichen Nutzende häufig anders als in klassischen Massenmedien: Sie erscheinen z. B. scheinbar zufällig beim Scrollen im Feed, ohne dass die Nutzenden aktiv nach ihnen gesucht haben. Zudem werden Informationen in sozialen Netzwerken anders aufbereitet als z. B. in Print oder Rundfunk. Sie sind häufig niedrigschwellig, kurz und emotional aufgeladen. Dabei treten nicht mehr nur journalistische Medienhäuser als Informationsvermittelnde auf, sondern auch Privatpersonen, Influencerinnen und Influencer oder Organisationen.
Dieses neue Informationsverhalten bringt unter anderem folgende zentrale Änderungen mit sich:
Das Konzept von Algorithmen als Gatekeeper bezieht sich auf große, zentralisierte und kommerzialisierte Plattformen wie Meta (z. B. Instagram) oder Bytedance (TikTok). Diese Plattformen sind zentral gesteuert, das heißt, ein Unternehmen legt die Regeln für seine Algorithmen fest. Besonders empörende, emotionalisierende Inhalte erhalten hier in der Regel eine größere Reichweite. Inhalte werden personalisiert ausgespielt, die Personalisierung erfolgt ebenfalls durch Algorithmen.
Es gibt auch dezentrale, nicht-kommerzielle Netzwerke, die als FediVerse zusammengefasst werden. Dazu gehören zum Beispiel Dienste wie Mastodon und BlueSky. Hier können Nutzende vom eigenen Server aus beitreten, die Plattformen werden nicht zentral durch Algorithmen gesteuert und häufig durch Spenden oder ehrenamtliche Träger finanziert. Nutzende sehen Inhalte hier z. B. chronologisch geordnet und nicht von Algorithmen vorsortiert. Außerdem bieten solche Plattformen Nutzenden mehr Kontrolle über die eigenen Inhalte, z. B. in Bezug auf Datenschutz, Verbreitung und Moderation. Nutzende dezentraler, nicht-kommerzieller Plattformen unterliegen nicht dem Druck, dass Inhalte einem bestimmten Schema (z. B. besonders empörend oder kurz) entsprechen müssen, um gesehen zu werden.