Vielfalt & Benachteiligung − Diskriminierung in Gesellschaft & Medien
Kursthemen
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Selbstlernkurs des Landesmedienzentrums
Vielfalt & Benachteiligung − Diskriminierung in Gesellschaft und Medien
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Vielfalt in den Bildungsmedien
Schulbücher und Unterrichtsmaterialien tragen dazu bei, langfristige und kontinuierliche Lern- und Reflexionsprozesse anzuregen, Wissensbestände zu hinterfragen und Handlungsmöglichkeiten aufzuzeigen.
Dabei sollte auch bedacht werden, dass Diskriminierungsformen oft mehrdimensional und überlappend sind. Ein starker thematischer Fokus auf ein bestimmtes Diskriminierungsmerkmal birgt die Gefahr, dass Wechselwirkungen zwischen verschiedenen Aspekten von sozialer Ungerechtigkeit ausgeblendet werden. Wird andererseits Diskriminierung zu unspezifisch aufgegriffen, kann es sein, dass keine tiefere Auseinandersetzung mit den zugrundeliegenden Mechanismen oder Denk- und Deutungsweisen stattfindet.
Daher sollten Bildungsmedien für Stereotype, veraltete Begrifflichkeiten und fehlende Perspektiven sensibilisieren. Darüber hinaus ist es notwendig, dass die Vielfältigkeit unserer Gesellschaft aufgegriffen wird und auch Identifikationsfiguren für Angehörige von Minderheiten angeboten werden.
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Beispiel: Umgang mit Rassismus
Die Studie Unmasking Racism: Guidelines for Educational Materials aus dem Jahr 2024 beinhaltet einen Leitfaden, der die diskriminierungskritische Entwicklung von Schulbüchern unterstützen kann. Die Empfehlungen zur Bekämpfung von Rassismus in Schulbüchern beschreiben verschiedene Ansätze:
- Schulbücher sollten ein Bewusstsein dafür schaffen, dass Rassismus eine historisch gewachsene, gesellschaftliche Realität ist und gesamtgesellschaftliche sowie global bedingte Ungleichheiten schafft, die auf mehreren Ebenen wirken.
- Schulbücher sollten aktuelle wissenschaftliche Diskurse und öffentliche Debatten aufnehmen, um ein Verständnis für die gesamtgesellschaftliche Tragweite von Rassismus zu schaffen.
- Schulbücher sollten bei der Thematisierung von Rassismus Anknüpfungspunkte für persönliche Anliegen und Sichtweisen ermöglichen. Dabei sollte sich Gelegenheit bieten, subjektive Perspektiven zu entwickeln und Erfahrungen einzuordnen.
Beispiel: Umgang mit Antisemitismus
Antisemitismus ist eine besondere Form der Diskriminierung, die sich durch ihren Charakter von anderen Diskriminierungsformen abhebt. Der Antisemitismus war die Kernideologie des Nationalsozialismus, existierte aber lange davor und existiert auch heute noch. Für den schulischen Kontext bedeutet das, dass die Thematisierung des nationalsozialistischen Antisemitismus wichtig ist, dies aber dem Gesamtkonstrukt nicht ausreichend gerecht wird.
Antisemitische Inhalte in Schulbüchern verstärken Vorurteile gegenüber Jüdinnen und Juden und tragen zur Verbreitung von Hass, Diskriminierung und Gewalt bei. Antisemitismus kann sich auf verschiedene Weise in Schulbüchern zeigen. Beispiele dafür sind:
- Schulbücher können stereotype Darstellungen von jüdischen Personen enthalten, die auf Vorurteilen basieren und antisemitische Klischees verstärken. Immer wieder werden Jüdinnen und Juden als geldgierig, manipulativ oder als Verschwörerinnen und Verschwörer dargestellt.
- Schulbücher können den Holocaust verharmlosen oder dessen Bedeutung relativieren. Werden beispielsweise die Verbrechen, die im Rahmen des Holocaust begangen wurden, ausgeklammert oder als weniger schlimm dargestellt, kann dies zu einer Verharmlosung des Geschehenen führen.
- Schulbücher können den Nahostkonflikt einseitig darstellen. Werden beispielsweise historische Ereignisse oder Hintergründe in einer Darstellung weggelassen, die zur Eskalation des Konflikts beigetragen haben, wird der Unterricht der Vielschichtigkeit des Themas nicht gerecht.
Expertinnen und Experten für Antisemitismus und Holocaust-Erziehung können bei der Überprüfung von Schulbüchern eine sinnvolle Unterstützung sein. Aber auch die Überprüfung von Unterrichtsmaterialien im Unterricht selbst kann als Gesprächsanlass dienen und Schülerinnen und Schüler für Diskriminierungsformen sensibilisieren.
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Bildungsmedien unter der Lupe
Bei der Sensibilisierung für Vielfalt und Benachteiligung spielen Bildungsmedien eine wichtige Rolle. Sie sind ein zentraler Bestandteil des Unterrichts und transportieren Werte und Vorstellungen. In vielen Schulbüchern sind Vielfalt und Diskriminierungskritik noch nicht konsequent umgesetzt.
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Kurth, A; Salzborn, S. (2019). Antisemitismus in der Schule. Grundannahmen für die schulische Präventionsarbeit. Verfügbar unter: www.bpb.de (Zugriff am: 27.08.2024).
Landesmedienzentrum Baden-Württemberg (2023). Antisemitismus erkennen und begegnen. Verfügbar unter: www.bitte-was.de (Zugriff am: 27.08.2024).
Yu, S.; Fuchs, E. (2023). Über Rassismus lernen. In: Leibniz-Institut für Bildungsmedien, GEI Policy Briefs 2/23. Verfügbar unter: www.repository.gei.de (Zugriff am: 27.08.2024).
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