Soziale Netzwerke als Informationsquelle für Jugendliche

Zentrale Informationsquelle

Auch wenn Jugendliche soziale Netzwerke in erster Linie zur Unterhaltung oder zur Pflege sozialer Kontakte nutzen, zeigen aktuelle Studien: Sie sind inzwischen die zentrale Informationsquelle junger Menschen.
Hier finden sie Nachrichten zu gesellschaftlichen und politischen Ereignissen – oder genauer: Die Nachrichten finden sie.

Sinus-Jugendstudie 2024

Die Sinus-Jugendstudie 2024 belegt, dass Jugendliche aller Milieus eher zufällig auf aktuelle Informationen stoßen, vor allem in sozialen Netzwerken.
Vielen ist bewusst, dass Algorithmen – etwa der For-You-Feed bei TikTok, die Explore-Seite auf Instagram oder die YouTube-Empfehlungen – Inhalte gezielt auf Basis ihres bisherigen Nutzungsverhaltens ausspielen.
Ein Teil der Jugendlichen, vor allem aus bildungsnahen Milieus, sucht jedoch aktiv nach Nachrichten in sozialen Netzwerken.
Für die Mehrheit gilt trotzdem: Informationen erscheinen eher als „Beifang“, während die Plattformen zur Unterhaltung oder Kontaktpflege genutzt werden.

News-Finds-Me-Perception

Diese passive „News-Finds-Me-Perception“ verändert das Informationsverhalten deutlich.
Inhalte müssen sofort ins Auge fallen und in kürzester Zeit Interesse wecken – einerseits, um überhaupt wahrgenommen zu werden, andererseits, weil die Algorithmen der Plattformen genau diese Art der Aufbereitung belohnen.
Welche Folgen das für die Informationsqualität hat und wem Jugendliche dabei vertrauen, wird im 3. Abschnitt genauer beleuchtet.

Klassische Nachrichtenformate

Neben sozialen Netzwerken konsumieren Jugendliche klassische Nachrichtenformate eher beiläufig, etwa beim Mitschauen von TV-Nachrichten mit den Eltern oder beim flüchtigen Blick in eine herumliegende Zeitung (Sinus-Studie 2024, S. 177–179).

Persönliches Umfeld

Das persönliche Umfeld spielt dabei, trotz der Dominanz sozialer Medien, einen besonders starken Einfluss auf das Informationsverhalten junger Menschen.
Gespräche im Kreis der Familie und Freundesgruppen vermitteln nicht nur Fakten zu aktuellen Ereignissen, sondern oft auch Meinungen und Einschätzungen, die die Wahrnehmung zusätzlich prägen.
Die Studien zeigen, dass Eltern, Geschwister sowie Freundinnen und Freunde für viele Jugendliche weiterhin wichtige Informationsquellen sind.

Folgende Aussagen aus der Sinus-Studie haben Jugendliche zu ihrem Informationsverhalten gemacht

  • „Eigentlich quasi nur über Social Media, weil Zeitung lese ich nicht und ansonsten [von] andere[n] Leuten auch halt.“ (weiblich, 15 Jahre)
  • „Jetzt würde ich auch eher sagen durch Social Media, weil die Nachrichten ... Also ich gucke jetzt nicht so wirklich Fernsehen. Aber sogar die Nachrichten und so, die werden ja halt auch überall (...) auf TikTok, Instagram oder Safari oder so ... Die siehst du halt überall. Und dann kriege ich das schon über Social Media mit.“ (weiblich, 17 Jahre)
  • „Logo.de und Tagesschau. Da denke ich, das ist sicher, dass es keine Fake News ist.“ (weiblich, 15 Jahre)
  • „Also ich lese dann auch den Spiegel, Die Zeit, paar amerikanische, also den News Yorker lese ich oft, Times. Und es ist halt schwierig, weil ich möchte mich quasi auch nicht westlich informieren, und ich versuche gerade – also es gibt ja so Archive mit so wissenschaftlichen Studien, und ich versuche gerade zu lernen, wie man wissenschaftliche Studien richtig liest.“ (weiblich, 17 Jahre)