Vielfalt & Benachteiligung − Diskriminierung in Gesellschaft & Medien
Topic outline
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Selbstlernkurs des Landesmedienzentrums
Vielfalt & Benachteiligung − Diskriminierung in Gesellschaft und Medien
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Vielfalt in der Medienlandschaft
Die Vielfalt unserer Gesellschaft und der kritische Blick auf die Repräsentation von Minderheiten in den Medien offenbart zwei grundlegende Aspekte:
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Insbesondere in den Massenmedien sind Minderheiten immer wieder unterrepräsentiert. Dies zeichnet ein verzerrtes Bild der Gesellschaft und führt dazu, dass Minderheiten vielerorts nicht als gleichwertiger Teil der Gesellschaft wahrgenommen werden.
Werden Minderheiten in der Medienlandschaft abgebildet, sollte hinterfragt werden, wie diese dargestellt sind. Die negative Darstellung von gesellschaftlichen Gruppen bekräftigt Vorurteile und fördert die Entwicklung von gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit. Besonders problematisch ist die undifferenzierte Darstellung von Gruppen in den Medien, wenn eine eigene oder direkte Erfahrung mit Mitgliedern einer Gruppe nicht gegeben ist: Fehlt beispielsweise ein persönlicher Kontakt mit Jüdinnen und Juden oder Musliminnen und Muslimen, prägt die mediale Darstellung ein bestimmtes Bild und formt Einstellungen gegenüber Mitgliedern dieser Gruppe.
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Ausdrucksformen und Diskriminierung
In Medien gibt es vielseitige Ausdrucksformen, die von Nutzerinnen und Nutzern bewusst und unbewusst wahrgenommen werden. So kann sich auch Diskriminierung in Medien auf verschiedene Weise äußern.
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Fokus Inhalte
Massenmedien zeichnen ein Bild unserer Gesellschaft. Besonders Nachrichtensendungen und der Anspruch einer objektiven Berichterstattung könnten vermuten lassen, dass unvoreingenommen berichtet wird. In Wirklichkeit passiert es oft, dass Vorurteile über Angehörige von Minderheiten reproduziert werden.
Beispiel Nachrichtensendung:
Wiederholt werden kriminelle Handlungen mit einem zugeschriebenen religiösen Hintergrund in Verbindung gebracht. Dieser Zusammenhang wird auch hergestellt, wenn die Verbindung von Tat und Religion nur als Frage in den Raum gestellt wird (Bsp.: „Ein islamistischer Hintergrund wird noch geprüft.“).
Bei fiktionalen Inhalten, wie sie in Filmen und Serien vorkommen, äußert sich Diskriminierung beispielsweise durch wiederholtes Auftreten folgender Aspekte:
- Minderheiten werden nicht gezeigt.
- Die Rollen von Heldinnen und Helden werden von Vertreterinnen und Vertretern der privilegierten Mehrheitsgesellschaft verkörpert und mit weißen Schauspielerinnen und Schauspielern besetzt.
- Die Rollen von Bösewichten, Täterinnen und Tätern werden mit Schauspielerinnen und Schauspielern besetzt, die einer Minderheit angehören, wie beispielsweise die Besetzung durch People of Colour.
- Vertreterinnen und Vertreter von Minderheiten werden negativ dargestellt.
- Der Kampf „Gut gegen Böse“ fördert die Vorstellung von Stereotypen.
Fokus Bilder
Bilder sind eine wichtige Ebene der Medien. Sie transportieren Botschaften und sprechen emotional an. In bildlichen Darstellungen können Vielfaltsperspektiven sichtbar werden. Es können aber auch Vorurteile und klischeehafte Vereinfachungen gezeigt und verbreitet werden.
Beispiele Vorurteile:
- In vielen Medien werden beispielsweise Geflüchtete häufig tendenziell als homogene, anonyme Masse oder in Zusammenhang mit staatlichen Autoritäten, beispielsweise der Polizei, gezeigt.
- Auch muslimische Frauen werden in deutschen Medien immer wieder als anonym, isoliert und traditionell dargestellt. Die Bilder werden oft nicht dazu verwendet, über die tatsächlichen und vielfältigen Lebensbedingungen von Musliminnen zu berichten.
Diese vereinfachten und klischeehaften Darstellungen von Minderheiten fördern die Vorstellung von Andersartigkeit und können so die Ablehnung des Fremden vorantreiben.
Beispiel Mr. Burns:Ein Beispiel für die Verfestigung von Klischees und Vorurteilen findet sich auch in der Zeichentrickserie Die Simpsons. Hier ist die Figur des Mr. Burns ein gieriger, reicher Unternehmer ohne Gewissen. Er wird mit einer auffällig langen Nase dargestellt. Genau diese Kombination der genannten Eigenschaften entspricht gängigen antisemitischen Stereotypen.Fokus Sprache
Auch die Sprache ist ein Werkzeug der Medien und beeinflusst unser Denken und Fühlen. Auf der Wortebene können beispielsweise Bezeichnungen und Begriffe diskriminierend wirken. Auf der Satzebene können Stereotype und Vorurteile reproduziert werden. Abstrakte und vereinfachende Sprache verhindert die vertiefte Auseinandersetzung mit vielschichtigen Inhalten.
Beispiel Wortneuschöpfung Flüchtlingswelle:
Der Begriff Flüchtlingswelle wurde in vielen Nachrichtenmedien verwendet und wird oft wiederholt. Wortneuschöpfungen wie diese schaffen nicht nur einen neuen Begriff, sondern greifen auch eine Haltung auf, schaffen Vorstellungen und erzeugen Emotionen. So wird hier der Begriff des Flüchtlings mit dem Bild einer Welle verbunden. Das entstandene Bild kann Emotionen auslösen. Bei dem Begriff der Welle denken viele Menschen an eine Naturgewalt, die nicht aufgehalten werden und die auch Schaden anrichten kann. Darüber hinaus steht die Welle für ein wechselndes Kommen und Gehen. Sind Geflüchtete eine gefährliche Naturgewalt, vor der man sich in Sicherheit bringen muss? Ist die Migration eine kurzfristige Situation oder eine dauerhafte Realität?
Tipp Glossar der NdM:
Sie möchten mehr zur Wahrnehmung verschiedener Begriffe erfahren? Dann schauen Sie in unseren Selbstlernkurs Framing & Deepfakes – Meinungsbildung & -beeinflussung in Social Media.Bemühen sich beispielsweise Journalistinnen und Journalisten um eine wertfreie, korrekte und präzise Darstellung von Medieninhalten, bleibt die Auseinandersetzung mit Begrifflichkeiten nicht aus. Eine Hilfestellung für die diskriminierungskritische Redaktionsarbeit bieten die Neuen deutschen Medienmacher*innen e.V. (NdM), ein Zusammenschluss von Medienschaffenden. Auf der Internetseite der NdM findet sich ein Glossar mit Formulierungshilfen mit Begriffen zur Berichterstattung in der Einwanderungsgesellschaft.
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Baugut, P. (2020). Diskriminierung durch Medien. Verfügbar unter: www.rise-jugendkultur.de (Zugriff am: 27.08.2024).
Neue deutsche Medienmacher*innen e.V. (2024). Wozu Formulierungshilfen? Verfügbar unter: www.neuemedienmacher.de (Zugriff am: 27.08.2024).
Schmitt, J.; Ernst, J. (2019). Say My Name - Massenmedien, Repräsentation und Diskriminierung. Verfügbar unter: www.bpb.de (Zugriff am: 27.08.2024).
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